Sinema Türk im Kino Breitwand

Filmklassiker und neue Filme zur deutsch-türkischen Migration

Die 22. Türkischen Filmtage in München präsentieren in diesem Jahr eine Auswahl von Filmen, die die deutsch-türkische Migrationsgeschichte von den Anfängen bis heute
beleuchten. Die Filme thematisieren das Aufeinanderprallen der verschiedenen Kulturen, die Auswirkungen auf die traditionellen
Geschlechterrollen oder neu entstehende
Generationenkonflikte.
Wir zeigen in Zusammenarbeit mit Sinema Türk im Kino Breitwand auf Schloss Seefeld aus diesem Programm zwei Klassiker, einen Dokumentarfilm und einen mehrfach auf den Festivals der Welt ausgezeichneten Film, den man so nicht mehr hier sehen wird, in Anwesenheit des Regisseurs:

Karbeyaz – White as snow
(Türkei / Griechenland 2010, 82 Min., OmeU), Regie: Selim Güneş, mit Hakan Korkmaz, Sinem İslamoğlu, Gürsan Piri Onurlu u. a.

Der zwölfjährige Hasan lebt allein mit seinen beiden jüngeren Geschwistern in einem abgelegenen Bergdorf am Schwarzen Meer. Seine Mutter lebt in der Stadt, um zu arbeiten, sein Vater sitzt im Gefängnis und kann sich nicht mehr um den Familienunterhalt kümmern. Für das tägliche Brot muss Hasan zusätzlich Ayran verkaufen. An einem eiskalten Wintertag geht Hasan mit seinem Krug voller Ayran wieder einmal durch den tiefverschneiten Bergwald zur kleinen Raststation an der Durchgangsstraße. Basierend auf einer Kurzgeschichte von Sabahattin Ali (1907–1948)
erzählt der Film in einer ausdrucksstarken Bildsprache vom Überlebenskampf in einer umbarmherzigen Natur, aber auch von Sehnsucht, Reue und Hoffnung. Mo., 18.4., 20 Uhr

Yasemin
D 1988, 85 Min., Deutsch/Türkisch; Regie: Hark Bohm, mit Ayşe Romey, Uwe Bohm, Sener Sen, u.a.
Yasemin, 17jährige Tochter türkischer Immigranten in Hamburg-Altona, verliebt sich in den Draufgänger Jan, einen drei Jahre älteren deutschen Studenten. Je tiefer diese Beziehung wird, desto schwieriger wird es für sie, außerhalb der Familie eine perfekt integrierte Hamburger Gymnasiastin und innerhalb der Familie immer noch die guterzogene türkische Tochter zu sein. Die Beziehung zu ihrem Vater, der gegen ihre Liebe zu Jan ist, ändert sich fundamental, und Yasemin stürzt in ein tiefes inneres Dilemma. Die., 19.4., 18 Uhr

Reise der Hoffnung
Schweiz 1990, 109 Min., Deutsch/ Türkisch; Regie: Xavier Koller, mit Necmettin Çobanoglu, Nur Sürer, Emin Sivas u.a.

Haydar und Meryem machen sich zusammen mit ihrem Sohn Mehmet Ali aus dem ländlichen Ostanatolien auf in Richtung Schweiz. In der Hoffnung auf ein besseres Leben verkaufen sie ihr Hab und Gut und lassen sechs ihrer sieben Kinder zurück. Ihre Reise führt sie unter dramatischen Umständen über Istanbul nach Neapel und von dort in die Berge, wo die Schlepper die Menschen ihrem Schicksal überlassen, zu Fuß über eisige Berge hinwege. Immer verzweifelter und hoffnungsloser werden die Reisenden ... Oscar 1991 als bester fremdsprachiger Film. Mittwoch, 20.4., 18 Uhr.

Wir sitzen im Süden
D 2010, 88 Min., Deutsch/Türkisch mit dt. UT. Regie: Martina Priessner

Sie melden sich mit den Namen Ralf Becker und Ilona Manzke. Sie sind freundlich, geduldig und kompetent. „Wir sitzen im Süden“ lautet die Antwort auf gelegentliche Fragen der Kunden nach dem Standort der Firma. Die Callcenter-„Agents“, die Fränkisch,
Badenserisch oder auch Hochdeutsch sprechen, sitzen tatsächlich im Süden – in klimatisierten Großraumbüros mitten in Istanbul.
Was Bülent (30), Murat (39), Fatoş (43) und Çigdem (33) miteinander verbindet, ist ihre Kindheit und Jugend in Deutschland. Für ein Leben in Istanbul haben sie sich nicht selbst entschieden. Nur Çigdem, die junge Managerin mit deutschem Pass, hat sich Istanbul als Wahlheimat ausgesucht. Bülent wurde fünf Jahren zuvor abgeschoben. Fatog und Murat wurden gegen ihren Willen von den Eltern in die Türkei geschickt. Selbst nach Jahrzehnten im Herkunftsland ihrer Eltern sind sie nie wirklich angekommen. Sie haben sich in einem „Ersatz-Deutschland“ eingerichtet. Mehr als 20 Jahre später ist es ungewiss, ob sie nach Deutschland zurückkehren können.
Donnerstag, 21.4., 20 Uhr