Drei Jahre nach dem Tod seines Bruders Vittorio, mit dem ihn die lebenslange Zusammenarbeit verband, wendet sich Paolo Taviani erneut dem Werk Luigi Pirandellos zu – nach Adaptionen von Kaos (1984) und Du lachst (1998). Ganz im Sinne des sizilianischen Dramatikers ist der Film nicht, was er zu sein scheint: Auf die Eifersuchtsnovelle von 1910, deren Titel er trägt, nimmt er keinerlei Bezug. Hauptfigur ist vielmehr Pirandello selbst oder eher seine Asche, die während des Faschismus eilig in Rom beigesetzt wurde und nun zur dauerhaften Ruhestätte auf Sizilien transportiert wird. Es wird eine Reise durch das frühe Nachkriegsitalien und sein filmisches Gedächtnis, mit Wochenschauen, Amateurfilmen und Fragmenten des Neorealismus. Nach der Beisetzung wird Leonora addio vom Roadmovie zur Literaturadaption und knüpft dabei an eine Erzählung an, die Pirandello kurz vor seinem Tod 1936 schrieb.
Vom „addio“ im Titel bis zur Besinnung auf die letzten Worte des Autors ist das eigenständige, aber im Schaffen der Brüder Taviani verwurzelte Werk ein bewegender Abschiedsgruß an den Bruder und gibt wie schon Cäsar muss sterben (Goldener Bär 2012) Literatur und Geschichte eine filmische Stimme.