In ANGEL ? Ein Leben wie im Traum erzählt Ozon die emotional ergreifende Geschichte der jungen und talentierten Schriftstellerin Angel Deverell (ROMOLA GARAI) im England des beginnenden 20. Jahrhunderts. Mit einer unbändigen Kreativität, Leidenschaft und einem unbeirrbaren Glauben an sich selbst kämpft sich die junge Schriftstellerin aus ihren bescheidenen Verhältnissen frei. Angels Traum von Erfolg und Ruhm wird Wirklichkeit, sie steigt zum Superstar ihrer Zeit auf und führt ein Leben im Luxus. Alles scheint vollkommen, als sie mit Esmé (MICHAEL FASSBENDER) den Mann ihres Herzens trifft. In dem talentierten, wenn auch erfolglosen Maler glaubt sie, einen Seelenverwandten gefunden zu haben. Doch auch Angel muss erkennen, dass sie das Glück nicht für immer in den Händen halten kann...
Im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts.
Angel ist ein junges Mädchen, das in der englischen Provinzstadt Norley in ärmlichen Verhältnissen lebt. Ihre Mutter führt dort einen kleinen Gemischtwarenladen und verdient so den bescheidenen Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter.
Angel verabscheut dieses Nest Norley: Die Tristesse der Häuser und Gassen, die Stumpfheit ihrer Klassenkameradinnen, die Strenge ihrer Lehrerin und vor allem Tante Lotti, welche Angel nach dem Schulabschluss gern als Bedienstete bei einer angesehenen Herrschaft unterbringen würde. Für Angel sind die Einfachheit, die Bescheidenheit, ja die Mühsal der kleinen Leute von Norley eine einzige Zumutung. Ihrer Mutter macht sie den niederen Stand, in den sie hinein geboren wurde, gar zum Vorwurf.
Auf dem Weg zur Schule bleibt sie, trotz klirrender Kälte, im Schnee vor dem großen Portal eines Anwesens stehen und vergisst die Zeit. In der Tiefe des Parks steht eine herrschaftliche Villa mit dem klingenden Namen ?Paradise House?. Für Angel ist dieser Ort gleichbedeutend mit Edelmut, Erfolg und Luxus. Der Park und das Haus verzaubern sie, beflügeln ihre Fantasie. In einem Schulaufsatz fabuliert sie sich als gute Tochter einer wohlhabenden Familie in dieses Haus hinein. Diese Vorstellung wirkt so machtvoll in ihr, dass sie tatsächlich daran glaubt. Bei Angels Lehrerin ruft indes solch übersteigerte Einbildungskraft nur Unverständnis hervor und sie straft das Mädchen Lügen.
Angel aber lässt sich nicht beirren. Sie ist überzeugt, zu Höherem bestimmt zu sein: Eines Tages wird sie eine berühmte Schriftstellerin sein und die Welt wird ihr zu Füßen liegen. Unbändige Energie, absolute Naivität und eine fiebrige Fantasie lassen ihr in der kargen Kammer über dem mütterlichen Laden die schönsten, größten, auch romantischsten Worte aus der Feder fließen. So entsteht der Roman, der sie berühmt machen soll. Nicht Recherche und Lebenserfahrung, sondern allein ihre idealisierende Einbildungskraft lassen die Geschichte ihres ersten Romans ?Lady Irania? entstehen. Der Londoner Verleger Theo erkennt Angels Marktwert und nimmt sie, trotz der Skepsis seiner Frau Hermione, unter Vertrag. Theo behält recht. Mit ihrem schwülstigen Pathos trifft Angel die Sehnsüchte der Frauen in England zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Von nun an kann sie sich vor Leserinnen und leidenschaftlichen Verehrerinnen kaum noch retten. Angel schreibt ein Buch nach dem anderen. Sie hat es geschafft: Sie ist berühmt und reich. Die vornehme Gesellschaft hat sie mit offenen Armen aufgenommen.
Eine Frau, von der Angel wie keine andere verehrt wird, ist Nora. Angel lernt Nora und ihren Bruder Esmé, einen erfolglosen Maler düsterer Motive, auf einem Empfang kennen. Nora gesteht Angel ihre Hingabe zu ihr als Schriftstellerin. Esmé hingegen begegnet der Bestsellerautorin mit tiefer Verachtung. Angel jedoch verliebt sich ? wie vom Blitz getroffen ? in Esmé.
Maßlos, wie in allem was sie tut, überlässt sich Angel ihrer Vorstellung von einer großen bedingungslosen Liebe, in der sie Esmés Kunst solange fördern wird, bis auch er berühmt ist. Zunächst fährt sie zu ihm nach London, um sein Atelier und seine Bilder zu sehen, dann lässt sie sich von ihm porträtieren und macht ihm bei der Präsentation dieses Gemäldes schließlich einen Heiratsantrag.
Bei einer Überlandfahrt mit ihrem Verleger entdeckt sie, dass das Traumschloss ihrer Jugend, Paradise House, zum Verkauf steht: Sie erwirbt das Anwesen und richtet die riesige Villa prunkvoll ein. Erst hält sie mit ihrer Mutter und zwei Angestellten Einzug in Paradise House. Dann bittet Nora Angel geradezu flehentlich, zu ihr ziehen zu dürfen, um sie in allen Belangen zu unterstützen. Doch auch Esmé ist ein wesentlicher Bestandteil des Hofstaates der Schriftstellerin: Er bekommt ein großes und helles Atelier, das mehr Licht und Farbe in seine tristen Bilder bringen soll.
Nora ist gekränkt und verärgert. Sie hat ihren Bruder noch nie besonders gemocht. Jetzt aber sieht sie in ihm einen Konkurrenten an Angels Seite. Sie hat sich Angel unentbehrlich gemacht; würde der ungeliebte Bruder ihr diese Macht vielleicht streitig machen wollen?
Obwohl Angel ihrer Mutter gegenüber immer ein distanziertes Verhältnis hatte, leidet sie sehr als die alte Frau plötzlich stirbt. Letztlich ändert das aber nichts an Angels Leben: Sie schreibt weiter schwülstige Romane und lebt wie eine Prinzessin ? bis der Erste Weltkrieg ausbricht und Esmé nach London geht, um sich freiwillig zu melden. Angel kann es nicht glauben. So stark wie sie nach außen wirkt, so zerbrechlich ist sie in ihrem Inneren. Sie verflucht den Krieg, der in ihre perfekte Welt eindringt und ihr Esmé nimmt. Sie fühlt sich sehr einsam. Schließlich verliert sie auch noch Esmés Kind. Angel versucht ihre Trauer zu verarbeiten, indem sie wie wild gegen den Krieg anschreibt.
Doch Angels Kriegsgeschichten kommen bei ihrem Publikum nicht gut an. Die Leser und Leserinnen sind vom flammenden Pazifismus ihrer Lieblingsautorin verwirrt. Sie wollen weiterhin romantische Geschichten lesen, die sie vom Kriegsalltag ablenken, aber Angel findet nicht zu ihrer alten Form und Stimmung. Als ihr Mann frühzeitig aus dem Krieg zurückkehrt, weil er ein Bein verloren hat, ist Angel zwar entsetzt, aber auch überglücklich. Sie möchte, dass alles so wird wie früher. Sie begibt sich auf ihr Zimmer und beginnt wieder fieberhaft zu schreiben. Sie arbeitet Tag und Nacht, während Esmé immer verschlossener wird und sich zurückzieht. Des Nachts treibt er sich in Schenken herum und ertränkt seine Kriegserinnerungen im Alkohol.
Als Nora ihren Bruder eines Morgens erhängt im Salon findet, hallen entsetzte Schreie durch Paradise House. Was hat Esmé so schrecklich bedrückt, dass er nicht mehr weiterleben wollte und warum lässt er Angel, obwohl sie ihn so sehr geliebt hat, allein zurück?
Als Angel nach der Trauerzeit einem Journalisten die Fantasiegeschichte über den tragischen Herztod Esmés ausschmückt, findet sie zwischen Buchseiten einen vor langer Zeit geschriebenen Brief an Esmé von einer anderen Frau. Große Vertrautheit, ja Liebe ist daraus zu lesen. Führte Esmé ein zweites Leben? Hatte er sich Angel schon seit langem auf seine Weise entzogen? Wer ist diese Frau, die diesen Brief geschrieben hat? Angel fühlt, dass sie sich der Begegnung mit der anderen Frau stellen muss, um ihren eigenen Frieden zu finden.