Trailer: https://youtu.be/xHX42lkSgUo
Wolfi lädt ein ins Paradies: Ein Anwesen in Südfrankreich, schöne Mädchen, Party, Drogen, Sex. Alles, was mann sich wünscht. Ein Mann zumindest, wie Wolfi einer ist; und wie Viktor, Ralf und Martin es einmal waren. Nach 20 Jahren ist es für sie aus mit dem libertinen Spaß. Viktor hat eine schwangere Freundin, Ralf Frau und Teenagertochter, Martin immerhin einen Sohn. Alle zusammen hat Wolfi sie eingeladen, zum großen 45-Jahre-Geburtstagswochenende.
Feiern wie damals, nur, dass nicht mehr damals ist: Affenkönig ist ein großes Affentheater um Männlichkeit, um Älterwerden, um Freundschaft und Auseinanderleben, und Oliver Rihs ist klug genug, um eine Nummernrevue über die Männerfantasien älterer Herren herum genügend Blödsinn einzubauen, um den Film nicht zu einer allzu ernsten Komödie werden zu lassen.
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Einer der Höhepunkte: Eine Radtour der vier gestandenen Kindsmänner in weiblicher Reizwäsche, ein Höllenritt den Berg hinauf, in Straps und Korsage. Ein anderer: Ein Kampf mit einem Straußenvogel. Ein weiterer: Eine kleine nachmittägliche Party mit Finger in'n Popo. Zwischendurch ein wilder Rumpelstilzchen-Wutanfall im Wald mit hartem Aufprall auf einen Baum. Oder dieser Witz: was denn der Unterschied zwischen einem Kühlschrank und einer Frau sei - kleiner Tipp, hat was mit 'ner Gurke zu tun. Es sind gerade diese völlig albernen Scherze, die den Film davon abhalten, zum bloßen biederen Herrenabend zu werden, der in seiner antispießbürgerlichen Attitüde schon wieder höchst spießig wäre. Wo aber das Alberne zum Absurden tendiert, wird das verkrustete Männlichkeitsbild aufgelöst.
Denn ja, es regiert das Klischee in diesem Film. Wolfi (Hans-Jochen Wagner) ist der Macker, der nie was anbrennen ließ und seine ewige Jugend im De-Sade-Modus der immerwährenden Orgie feiern will; Viktor (Samuel Finzi) hat Parteikarriere gemacht, Entwicklungspolitik für Afrika, kann aber mit seiner dicken hochschwangeren Frau nichts anfangen, zumal die vielleicht ja ein "Negerkind" zur Welt bringen wird. Ralf (Oliver Korritke) hat's schon lange nicht mehr mit Sex, er wurde von seiner taffen Psychologinnen-Ehefrau in die Hausmannrolle gedrängt, wofür sie ihn wiederum verachtet. Martin (Marc Hosemann) ist geschieden, hatte damals, 1998, mit dem Technokracher Kill the Rabbit einen dollen Partyhit, danach ging's abwärts. Jetzt muss er mit seinem Sohn einen kleinen Betrug aufziehen, um seine Schulden zu bezahlen: Der Teenager, ach, der habe so einen schlimmen Herzfehler, könnte nicht irgendjemand für die Operation aufkommen?
Eine Ansammlung von Losern also hier in der Partyvilla, wo trotz bombig-bumsiger Stimmung keine rechte Freude mehr aufkommen will zwischen den Kumpels von einst. Zumal Kill the Rabbit der Partyspruch von Wolfi war, den Martin a.k.a. "Jolly Boy" geklaut und zu Geld gemacht hat, und dann sind damals die Freunde ja auch nicht aufgetaucht beim großen Plan, die Sahara in Strapsen zu durchqueren. Typisch männlicher Unfug; weinerlich hängt man früheren Verletzungen nach, großkotzig gibt man an, hinterfotzig führt man andere an der Nase rum, hängt den dicken Max raus. Und die Frauen sind auch nicht besser, entweder halbnackte Nutten oder eine dauergeile Schwangere oder eine frigide Psychotante. Halbwegs normal sind nur die Jugendlichen, der eine, der einen Herzfehler vorzutäuschen hat, die andere ein Goth mit Hang zur Magie, die ihm helfen will, er muss nur unter Beschwörungsformeln ein lebendes Herz aufessen.
All diese Charaktere mit ihren komischen Bestrebungen und Handlungsfäden hängen dramaturgisch nicht sehr aneinander, manchmal geht es hoppla-hopp von einer Situation zur nächsten, und wäre alles so inszeniert worden, als nähme der Regisseur seine Gags, seinen Film oder sich selbst ernst, dann wäre es wirklich ärgerlich und mithin unerträglich geworden. Da nun aber doch das eine oder andere so dermaßen ausgeflippt ist und offenbar willentlich und wissentlich jeder gangbare Weg des Komödiantischen auf sein Beklopptheitspotential abgeklopft und der doofste ausgesucht wurde, kann man seinen Spaß haben. Denn wenn man niederes Niveau linksherum dreht, isses eben doch wieder obenauf.
(Harald Mühlbeyer)