Iga, die sich vor Kurzem von ihrem Freund getrennt hat, ist im Auto unterwegs. Über gleichförmige Schnellstraßen und billige Herbergen geht es von ihrer österreichischen Heimat nach Schottland. Unterwegs nimmt sie Ethan mit, einen Engländer, der etwas älter ist und ein prekäres, unstetes Leben zu führen scheint. Nach anfänglichem beidseitigem Zögern kommen sich die Reisegefährt:innen langsam näher – bis der Film, kurz vor dem Ärmelkanal, eine überraschende Wendung nimmt.
Zwei Wildfremde sitzen nebeneinander und wissen, dass sie die nächsten paar Stunden miteinander verbringen werden, aber nicht einmal das Radio funktioniert. Umso mehr sind Iga und Ethan gezwungen, das in einer solchen Situation in Sekundenschnelle unerträglich werdende Schweigen durch Unterhaltung zu unterbrechen. Vom Smalltalk über Musikgeschmack und Brillenmode gelangen sie rasch zum Grundsätzlichen: der um sich greifenden Verzweiflung angesichts der allgemeinen Beschissenheit der Dinge. Übersprungen wird dabei freilich, bis auf Weiteres zumindest, alles Persönliche. Weder sie noch er wollen aus der Deckung gehen. (Diagonale Graz)
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Iga fährt mit dem Auto Richtung Norden. Ihr Vorhaben, einsame, nachdenklich gestimmte Tage auf der Autobahn zu verbringen, wird an einer Tankstelle von Ethan, einem sich treiben lassenden Engländer, durchkreuzt. Nach anfänglichem Zögern willigt sie ein, ihn ein Stück mitzunehmen. Musik kommt zwischen den beiden zwar immer wieder zur Sprache, doch das Radio in Igas Auto ist defekt, und so füllen sie die Stille mit ihren Gesprächen, die sie einander Stück für Stück näherbringen. Während das Auto sich im Fluss des Verkehrs fortbewegt, sind die beiden Reisenden Zielsuchende. Bilder ihres Vorbeifahrens an Verkehrsschildern, Wegweisern und Abblendlichtern vermengen sich mit den atmosphärischen Klängen des Soundtracks. Auch wenn das zum Träumen einlädt, ist klar, dass diese Begegnung zweier Unbekannter, die jeden Moment ihr Ende finden könnte, Gefahren in sich birgt. Vieles bleibt angedeutet und an Raststätten zurückgelassen, und beide scheinen ein Geheimnis auf die Reise mitgebracht zu haben. Sind auf dieser Fahrt zwei Gleichgesinnte aufeinander getroffen, so zwingen sie doch ihre Unterschiede dazu, den Zweck ihrer Reise und damit auch ihr Navigieren durch unsichere Zeiten zu hinterfragen. Nicht nur Iga und Ethan spielen die Hauptrollen in Sugarland, sondern mindestens genauso die Fahrt, die Umwege, das Haltmachen an scheinbar namenlosen Orten, die Weite und in ihr ein Gefühl von Einsamkeit. (Theo Maier) Sixpack Verleih