Halt, da ist ein Spalt! Als Erich Frieds Söhne das Grab ihres Vaters auf einem Londoner Friedhof aufsuchen, entdecken sie im Grabstein einen tiefen Riss. Sie überlegen, was man da machen könne: stärken, stützen oder gar mit einem Gurt fixieren? Oder es einfach so lassen! Denn der Spalt im Stein steht sinnbildlich für eine Künstlerkarriere voller Kontraste, für ein Leben voller Risse.
1921 als Sohn einer jüdischen Familie in Wien geboren, floh Fried als Jugendlicher vor den Nationalsozialisten nach England. Aus der Außenseiterperspektive stieg er zu einem der meistgelesenen deutschsprachigen Lyriker empor, seine Gedichte (ES IST WIE ES IST, BEVOR ICH STERBE, ZU GUTER LETZT) haben Strahlkraft und werden noch heute oft zitiert. Er galt aber auch als Querulant und Unruhestifter; er spaltete mit seinen Texten, Ansichten und politischen Provokationen zeit seines Lebens. Und offensichtlich wohl auch darüber hinaus.
„Was war das bei meinem Vater, immer und bedingungslos das Gespräch zu suchen?“
fragt Klaus Fried, der noch ein Teenager war, als sein Vater Erich Fried starb. Er musste ihn mit der gesamten Weltöffentlichkeit teilen. Schonungslos und getrieben begibt sich der Sohn auf die Suche, trifft Familienmitglieder, Freunde und WegbegleiterInnen, und versucht aus den Erinnerungen dieser Menschen, zusammen mit Julia Albrecht, ein Bild seines Vaters zusammenzusetzen. Als er auf Astrid Proll, Mitgründerin der RAF, trifft, macht das harte Ringen um Antworten deutlich, wie ähnlich sich Vater und Sohn sind.