Kolyma wird eine Landstraße durch den tiefsten russischen Nordosten genannt. Sie ist 2.000 km lang und verband einst verschiedene Gulags miteinander, das berüchtigte sowjetischen Straflagersystem also, das zahlreiche Todesopfer forderte. Dennoch steht bis heute eine Aufarbeitung der damaligen Gräueltaten aus - und die Augenzeugen, die es noch gibt, haben nicht mehr viel Zeit, um von ihren Erfahrungen zu berichten.
So ergibt sich ein Trip durch Wortlandschaftenvom Tor zur Hölle über den längsten Friedhof der Welt, wie die von Massengräbern gesäumte Fernstraße vom Ochotskischen Meer nach Jakutsk gelegentlich genannt wird, bis zur Straße der Knochen. An ihr leben die Dagebliebenen und -geborenen, als anregende Entladungen am Erwartungshorizont – wie jene Stromstöße, mit denen ein am Wegesrand aufgegabelter Hobbyphysiker seinen greisen Vater verjüngen will.