Violette Leducs Erzählungen wurden erst in den späten 1940er Jahren entdeckt. Dafür machten sich gleich die eminentesten Intellektuellen in Frankreich wie Albert Camus, Jean-Paul Sartre und Jean Genet für die Autorin stark. Leducs wahre Entdeckerin und Förderin war aber Simone de Beauvoir. Beauvoir ermutigte Leduc von Beginn an weiterzuschreiben, entgegen des ausstehenden öffentlichen Erfolges und trotz oder gerade wegen Leducs provokanten Geschichten, die gern die weibliche Sexualität ins Zentrum rücken. Nach dem Schicksal der verkannten Malerin Séraphine de Senlis (SERAPHINE) widmet sich Martin Provosts neuer Film dem Leben der Schriftstellerin Violet Leduc, die als uneheliche Tochter eines Dienstmädchens, vom Vater ? einem wohlhabenden Bourgeois aus Arras ? nie anerkannt, in ärmlichen Verhältnissen aufwuchs.
Die junge Violette Leduc (Emmanuelle Devos) durchlebt viel Schreckliches in ihrer Kindheit und Jugend, darunter zwei der größten Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Den Ersten Weltkrieg muss sie als Kind ertragen, den zweiten Weltkrieg als junge Frau ? jeweils hinterlassen die Wirren der Schlacht tiefe seelische Narben. Andererseits knüpft Violette in der Phase des kriegserschütterten Erwachsenwerdens Kontakte, die ihr Leben positiv prägen. Zunächst lernt sie Maurice Sachs (Olivier Py) kennen, später noch Simone de Beauvoir (Sandrine Kimberlain). Ein Buch aus der Feder Beauvoirs inspiriert Violette dazu, selbst zu schreiben. In der Folge verfasst sie sehr ehrliche und bewegende Romane, mit denen sie jedoch in der Nachkriegsgesellschaft massiv aneckt. Freizügigkeit und die Thematisierung von Homosexualität sind schließlich noch Tabus...