Balkrishna Doshi ist 1927 geboren, aber er war der jüngste Architekt der Welt. Alles, worüber junge Architekten heute diskutieren, setzte er schon vor Jahrzehnten um. Seit den 60er Jahren baute er nachhaltig: mit lokalen Materialien, energiesparend, mit natürlicher Klimatisierung. Seit den 80er Jahren baute er sozial: kostengünstige Siedlungen, die von den Slum-Bewohnern der indischen Großstädte weiterentwickelt wurden und ihnen den sozialen Aufstieg ermöglichten. 2018 erhielt er dafür den Nobelpreis der Architektur, den Pritzker Architecture Prize. Im Januar 2023 verstarb BV Doshi hochbetagt „als ein glücklicher Mensch“, wie Regisseur Jan Schmidt-Garre schreibt.
Als ich Balkrishna Doshi für mich entdeckte, war das eine Erlösung. Alles kam hier zusammen. Endlich konnte ich einen Film über Architektur machen, für die ich mich so sehr interessiere und die doch nie einen Platz in meiner Arbeit gefunden hat. Dann meine Liebe zu Indien, aus der vor zehn Jahren ein Film über das moderne Yoga entstanden war, „Der atmende Gott“, und die ich so gerne in einem neuen Film zum Ausdruck bringen wollte. Und schließlich der Wunsch, der meine ganze Arbeit begleitet hat, filmisch über die Gesetze der Kunst nachzudenken, an die Hand genommen von einem klugen, humorvollen, coolen Mann, der durch und durch verstanden hat, worum es beim Bauen geht. Der noch heute, mit 95 Jahren, vital und produktiv ist und zugleich eine Brücke in eine Zeit darstellt, die für uns mythisch weit entfernt ist: die Aufbruchszeit der modernen Architektur, die Zeit Le Corbusiers, mit dem der junge Doshi in Paris und Indien intensiv zusammenarbeitete. Jan Schmidt-Garre (Regisseur)